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Dr. Britta Papay: "Ich habe mein 'Why' gefunden!"

Sie war eine der jüngsten promovierten Juristinnen Italiens. Heute arbeitet die 54-Jährige erfolgreich als Systemische Therapeutin und Mediatorin in Hamburg. Ein Gespräch über kleine Dinge und große Schritte, preußische Ordnung, baltische Zähigkeit und Glücksgefühle am Gardasee (Fotos: Ulrike Rossmann).

 

Britta, wie deutsch und wie italienisch bist du?

Ich bin sehr preußisch. Ordentlich und pünktlich. Aber im Auto fluche ich wie ein italienischer Brunnenputzer. Ich liebe italienische Lebensfreude und Lebendigkeit. Singen, Tanzen, Laut sein. Mit der Mischung hab ich es gut erwischt.

 

Apropos Mischung - wie häufig bist du im Leben neu durchgestartet?

Immer wieder (lacht). Na ja, es hat ja schon damit angefangen, dass ich Jura studiert habe, dann in die Wirtschaft gegangen bin und deshalb im Schnelldurchlauf mal BWL lernen musste. Ich bin von Italien nach Deutschland gezogen. Habe in diesen Jahren immer wieder die Branchen gewechselt. Von der Beratung in die Industrie mit stets neuen großen Herausforderungen. Und dann bin ich mit über 50 noch mal Therapeutin geworden, obwohl ich doch eigentlich Juristin bin. Dazu die Trennung von meinem Mann nach 27 Jahren samt Neustart in ein Leben allein.

 

Was war der größte Traum, den du dir auf diesem Weg verwirklicht hast?

Meine Selbständigkeit. Sie ist ein sehr großes Geschenk, das ich mir selbst gemacht habe. Ich helfe den Menschen dabei, ihre Ressourcen und Fähigkeiten wiederzuentdecken. Mit den Instrumenten der Systemischen Psychotherapie, des Coachings und der Mediation. Nach dem Motto: Die Lösung ist in uns selbst. Ich helfe den Menschen, zu sich selbst zu finden.

 

Wie bist du an der Trennung von deinem Mann gewachsen?

Extrem. Ich habe drei ziemlich harte Jahre hinter mir. Eine Freundin sagte einmal: Es ist so schwer, aus zwei wieder eins zu machen. Und erst mal wieder allein durch das Leben zu gehen.

 

Wie hat dir deine Lebensfreude dabei geholfen?

Sie hat mir geholfen, mich stets erneut aus dem Loch herauszuziehen. Es gibt immer wieder Momente, die einsam sind. Aber ich wusste, wofür ich es tue. Dass es richtig ist. Alle meine großen wichtigen Lebenssäulen waren da und haben mich getragen: meine Kinder, mein Beruf, meine Eltern, meine Freundinnen und mein Ehrenamt als Sterbebegleiterin. Solange wir atmen, können wir unser Leben gestalten. Selbst Sterbende können das noch. Ich bin jemand, der seine Träume leben möchte. Begnüge mich nicht mit einem Leben auf Sparflamme, nur weil es bequem ist. Ich nehme auch „auf die Schnauze fallen“ in Kauf.

Magst du uns ein Beispiel nennen?

In meiner beruflichen Laufbahn bin ich zwei Mal durch das Steuerberaterexamen gefallen. Und das als Top-Juristin! Ich dachte immer wieder: Das kann dir doch nicht passieren. Ist es aber. Ich hatte immer wieder den Mut, aufzustehen, den Staub abzuklopfen und zu sagen: Du machst jetzt weiter. Ich lass mich niemals unterkriegen. Interessant ist, dass ich damals und auch später immer wieder Visionen für mein jetziges berufliches Dasein entwickelt habe. Jedoch nicht wirklich wusste, ob ich das realisieren kann.

 

Was hat dir vor dem Start in die Selbständigkeit denn gefehlt?

Mein „Why“. Warum stehe ich morgens auf? Warum tue ich das, was ich tue? Mir fehlte das Feuer. 2007 erkrankte ich an einem seltenen Virusinfekt. Sechs Jahre lang war ich nicht in der Lage, irgendetwas zu tun. Hatte neurologische Ausfälle, spürte tiefe Erschöpfung. Meine Kinder waren noch klein, sechs und acht Jahre alt. Diese Zeit, die ich so verflucht habe, war die Zeit, in der ich zu dem gekommen bin, was ich jetzt tue. Damals habe ich mich immer wieder gefragt: Wer bin ich eigentlich? Was will ich im Leben machen? Sofern ich überhaupt noch etwas machen kann. Ich habe begonnen, spirituelle und psychologische Bücher zu lesen und mich mit der Sterbebegleitung zu befassen. Irgendwann war dann klar: Du willst Therapeutin werden. Ja, das ist mein „Why“. Das ist es, weshalb ich morgens aufstehe und mich in Bewegung setze. Mein Leidensweg sollte nicht umsonst gewesen sein!

Wieviel Angst hast du damals gespürt?

Große Angst. Zumal mir die Ärzte sagten, ich würde wohl nie wieder gesund. In dem Moment habe ich versucht, loszulassen und mir gesagt: Gut, wenn ich nie wieder gesund werde, was könnte ich dann machen? Ich habe ja noch mein Hirn. Damit kann ich ja irgendetwas machen. Die Zähigkeit habe ich von meiner baltischen Oma. Ich bin ein Mensch, der sowohl den Mut hat, große Schritte zu tun. Aber ich habe auch immer wieder Angst. Angst ist ein Motor. Das gehört zum Menschsein dazu.

 

Welche Eigenschaften zeichnen dich aus?

Meine Empathie, gepaart mit meinem analytischen Verstand. Ich bin schnell in der Lage, Themen und Probleme auf den Punkt zu bringen und dabei tief die Bedürfnisse der Anderen zu erspüren. Dann lieben die Menschen in meinem Umfeld meine Kochkünste und meine Lebensfreude. Das steckt an. Das weiß ich.

Worüber freust du dich am meisten?

Es sind die kleinen Dinge. Wenn morgens die Sonne scheint. Ich bin glücklich, wenn ich am Gardasee mit einem Glas Wein sitze und einen schönen Sonnenuntergang sehe. Wundervolle Musik höre. All das hat mir auch in schweren Zeiten geholfen.

 

Selbständigkeit in den (finanziellen) Erfolg zu führen, dauert seine Zeit. Wie gehst du damit um?

Mir haben meine vielen Jahre in der Wirtschaft geholfen, vorher einen klugen Plan zu entwickeln und auszurechnen: Wie lange kann ich von meinem Ersparten leben, ohne unter Druck zu geraten? Drei bis fünf Jahre wird es dauern, bis es so läuft, wie ich es mir vorstelle. Natürlich bin ich auch ungeduldig und habe mal schlaflose Nächte. Weil ich weiß, dass es Zeit braucht, versuche ich, diese Ungeduld immer wieder zu zähmen. Es hat mir sehr geholfen, mit dieser Weitsicht zu leben und zu arbeiten.

 

Was bedeutet Mut für dich?

Ohne Mut keine Belohnung. Ich bin so überzeugt, von dem, was ich tue und glücklich damit, dass ich einfach fest daran glaube: Es wird gut.

 

Wie glücklich bist du insgesamt?

Glück ist ein sehr großes Wort. Ich finde, Glück sind Momente. Meine Hochzeit war einer der schönsten Tage meines Lebens. Gefolgt von der Geburt meiner Kinder. Oder als ich meine Prüfungen bestanden habe. Zu sehen, dass mein Beruf jetzt der richtige für mich ist. Das, was ich am meisten anstrebe ist Zufriedenheit. Die kommt für mich in erster Linie aus meiner Gesundheit, die zum Großteil wieder da ist. Sie kommt aus Situationen, wie meine Kinder um mich zu haben, die gesund sind.


Eine Vita, die bewegt...

Dr. Britta Papay traf ich im Café Hosch in Hamburg-Winterhude. Die 54-Jährige entstammt einer deutschen Familie, die über viele Jahrhunderte im Baltikum lebte. Der Beruf des Vaters bedingte einen Umzug - zur Auswahl standen Tokio oder Verona. Es wurde gewürfelt (!). Und es wurde Verona. Britta ging in Italien zur Schule, studierte später Jura. Promovierte in internationalem Strafverfahrensrecht. Während eines Praktikums in einer amerikanischen Unternehmensberatung lernte sie 1989 in Hamburg ihren Ex-Mann kennen. Britta arbeitete in verschiedenen Wirtschaftsbranchen. 1999 wurde die erste, zwei Jahre später die zweite Tochter geboren. Nach einer sechsjährigen Virus-

Erkrankung entschied sie sich zur beruflichen und privaten Veränderung. Absolvierte mehrjährige Ausbildungen als Systemische Therapeutin, Coach und Mediatorin und trennte sich 2016 von ihrem Mann. 2017 machte sich Britta in Hamburg-Eppendorf selbständig als Mediatorin, Coach und Systemische Therapeutin.

 

KONTAKT

Dr. Britta Papay

Lehnhartzstr. 8

20249 Hamburg

040/20956933

Mobil 0160/97300930

E-Mail: britta.papay@hamburg.de

www.brittapapay.de


Wie wichtig ist die Beziehung zu deinen Kindern?

Ganz wichtig! Meine Krankheit war sehr schwer für meine Töchter. Sie waren sechs und acht Jahre alt. Dann gab es noch mal das große Ruckeln in ihrem Leben, als ich mich von meinem Mann trennte. Ich war damals unfassbar stolz auf meine Kinder. Sie haben sich toll verhalten, auch wenn sie sauer, wütend und verzweifelt über meinen Schritt waren. Irgendwann sagten beide zu mir: „Mama, wir verstehen deine Entscheidung.“ Jetzt sind sie stolz, dass ich mich mit über 50 noch mal auf einen komplett neuen Weg gemacht habe. Ich fühle, dass ich Vorbildcharakter für sie habe. Meine älteste Tochter studiert Psychologie!

 

Was erlebt ihr drei am liebsten zusammen?

Das sind wieder mal die kleinen Dinge. Wenn ich was gekocht habe, wir zusammensitzen und sie aus ihrem Alltagsleben erzählen. Es ist das Schönste, wenn ich höre, wie sich ihr Leben entwickelt und sie immer weiter erwachsen werden. Und meine Töchter lieben ihre zweite Heimat Italien. Gemeinsame Zeit dort zu verbringen, ist jedes Jahr wieder wundervoll.

 

Was kochst du dann?

Alles Mögliche und natürlich Pasta! So einen Teller Nudeln zusammen zu essen, ist schon toll. Dann wird gegackert. Zu meinem Geburtstag im vergangenen November haben wir uns richtig chic gemacht und mit 25 Ladies Zuhause gefeiert - in Pailletten und Glitzer.

 

Was ist dein größter Traum?

Einmal nach Afrika zu reisen, wo mein Vater einige Jahre gelebt hat. Bis ins ganz hohe Alter arbeiten zu können. Auch wenn ich gut allein leben kann: Ich bin ein Beziehungsmensch. Deshalb wünsche ich mir, wieder einen tollen Mann zu treffen. Er sollte elegant, wohlerzogen und humorvoll sein - und Italien lieben.

 

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