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Greta Silver: "Martin Luther-King imponiert mir sehr!"

Im zweiten Teil meines Interviews mit Greta Silver, 70-jähriges Model, YouTube-Star und Buchautorin, spreche ich über „beige-braun“, Punker als Tischherrn und Alter als Adelsprädikat (Fotos: Ann-Christine Krings).

 

Greta, wen würdest du gern mal treffen?

Papst Franziskus, der soll so eine eindrucksvolle Persönlichkeit sein. Wenn sie noch leben würden, Martin Luther King oder Josephine Baker. Das waren Menschen, die aus der Fülle gelebt und sich hinter ihre Überzeugung gestellt haben. Martin Luther King hat einmal gesagt: „Mich dreht keiner.“ Dafür stand er. Aus Überzeugung. Das imponiert mir sehr.

 

Auf einem Familienfest wurde ich mal gefragt: Wen hättest du gern als Tischherrn? Ich antwortete: Ganz einfach. Entweder einen jungen oder einen alten. Mich beeindrucken Menschen, die was erlebt haben oder neugierig sind, sich gegen die Welt zu stemmen. Säße neben mir am Tisch ein junger Mann im Punkerlook, würde ich ihn fragen: Was treibt dich an?

Apropos antreiben - treibst du Sport?

Das könnte mehr sein. Als „Schreibtischtäter“ mache ich jeden Morgen meine Rücken- und Bauchübungen. Richtig auf drehe ich beim Zumba tanzen. Im Sportverein. 60 Minuten. Hintereinander durch. Ohne Pause. Eine schöne Kombination aus Tanzen und Bewegung. Wie toll, sich eine Stunde lang am Stück so zu verausgaben.

 

Und wie fühlst du dich dann?

Ganz ehrlich, die Sehnsucht treibt mich nicht dahin. Aber ich fühle mich mega gut, wenn ich’s gemacht habe. Ich kenne Menschen, die Sehnsucht danach haben, Sport zu treiben. Sogar sagen: Ich bin süchtig danach. Das habe ich noch nie im Leben gehabt. Ich sehe auf dem Kalender: Heute ist Zumba und dann mache ich das. Vielleicht kommt diese Sehnsucht irgendwann - kann ja noch werden mit mir...

 

Wie achtsam bist du mit dir?

Ich weiß mittlerweile, was mir Energie gibt und Energie abzieht. Zucker und Weißmehl machen mich zum Beispiel müde. Ich schaffe es jedoch nicht immer, darauf zu verzichten. Supertoll ist, wenn es mir gelingt, mich gesund zu ernähren. Und trinken gehört natürlich dazu - drei Liter am Tag. Dazu nehme ich einen Strohhalm. So schaffe ich mehr Menge.

 

Wofür bist du besonders dankbar?

Ganz ohne Frage für meine drei Kinder. Und ich bin dankbar für mein Leben. Das kann nicht jeder nachvollziehen, weil manches auch holprig gelaufen ist. Mein Exmann fragte mich mal: Du würdest mich doch nicht wieder heiraten? Doch, antwortete ich. Das hat mich zu dieser Frau gemacht, die ich heute bin. Glücklich, lebensfroh und mit sich im Reinen.

 

Wie wichtig ist dir ein gesundes Wertebewusstsein?

Es macht mein Leben aus. Wie sehr unser Handeln unser Selbstbewusstsein prägt, habe ich erst im Laufe des Lebens begriffen. Ich hatte in Jobs manchmal studentische Aushilfen. Die Zeiten der An- und Abwesenheit habe ich nicht kontrolliert. Nur gesagt: Halte das für dich selber nach. Die Firma wird nicht unter deiner Abwesenheit leiden. Aber meine Bitte an dich: Mache es für dich selbst. Du gehst ganz anders hier raus. Dieses sich Durchmogeln wollen, das macht dich doch klein, das Selbstbewusstsein kaputt. Jeder ist für den Wert seiner selbst auch selbst verantwortlich.

 

 

Kommen wir zum Thema „Alter“: Was sagst du dazu, dass sich ältere Menschen optisch gern hinter „beige-braun“ verstecken?

Für „beige-braun“ möchte ich mal eine Lanze brechen. Wenn die Leute sagen: „Ihr könnt euch mit eurem Modestress mal hinten anstellen. Das habe ich in meinem Leben oft genug gemacht. Jetzt will ich was für die Waschmaschine haben und meine Hobbies leben, wie ich will“, dann ist mir das schnurzpiepegal. Wenn es eine bewusste Entscheidung ist, steht es mir überhaut nicht zu, überheblich darauf zu gucken.

 

Greta Silver traf ich zum Interview im Café TH2 Hamburg-Eppendorf.

 

Aber es muss nicht sein. Und das ist doch die Freiheit unserer Zeit! Man kann wählen: Wie will ich leben? Was ist mir wichtig? So oder so: Ich möchte nicht mehr, dass es Menschen gibt, die mitleidsvoll auf eine Generation schauen, die älter als 60 ist.

 

Du sprichst vom Alter als Adelsprädikat ...

Adelig zu sein ist für mich etwas, das Stil und eine besondere Prägung hat. Sich zugehörig und gut fühlen zu dürfen in einer Gruppe. Verantwortung zu übernehmen. Genau in diesem Sinne ist es für mich eine Auszeichnung, älter zu sein. Was haben wir für ein Lebens-Know-how!! Wie viele Male sind wir gescheitert. Und das Leben ging weiter. Meine Erfahrung zeigt: Wenn es wehtat, bin ich am schnellsten gewachsen! Das ist ein herausragendes Merkmal. Wir alle haben gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Sei es für den Partner, die Kinder oder die älter gewordenen Eltern. Wir haben gesellschaftliche Aufgaben übernommen. Damit schlage ich die Brücke zum Adel. Wir müssen es weltweit schaffen, dass sich unsere Gruppe adelig fühlt!

 

Kämest du noch mal auf die Welt, was würdest du anders machen?

Mein Leben würde ich eindeutig immer wieder so leben wollen. Ich könnte nicht auf meine Kinder verzichten. Dafür brauchte ich meinen Mann, diese Erfahrung und Nähe, die wir in unserer Familie - auch nach unserer Scheidung - immer noch leben. Gott sei Dank!

 

Und was kommt als Nächstes?

Viel Neues. Das chilenische Fernsehen beispielsweise hat mit mir kürzlich einen Film zum Thema Nachhaltigkeit und Umgang mit dem Alter gedreht. Der wird auf UNO Plattformen gezeigt. Die haben mich im Netz entdeckt und rausgefischt. Glücksstern! Glücksstern! Glücksstern! Unglaublich, oder? Wartet ihr erst mal ab, bis ihr 70 seid!

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