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"Emmi ist mein Himmelsgeschenk!"

... sagt Franziska. Die 52-Jährige wurde vor fünf Jahren Mutter der kleinen Emmi. Ihr Kind zieht sie allein groß.

Ein Interview über Schlaflosigkeit und Struktur, komische Blicke und Kuscheln, über Empathie und Endlichkeit.

Franzi, wie glücklich bist du mit deiner Tochter?

Franziska: Sehr glücklich.

 

Was macht euer Glück aus?

Das Miteinander. Freut sich mein Kind, freue ich mich auch. Auch über die kleinen Fortschritte in seiner Entwicklung.

 

Worüber zum Beispiel?

Darüber, dass sie sich einen Schuh zubinden kann. Und über jede Nacht, in der sie durchschläft.

 

Wie war es, als du die Nachricht erhieltst, dass du schwanger bist?

Eigentlich hatte ich nach mehreren Fehlgeburten mit dem Thema abgeschlossen. Mir gesagt: Okay, wenn es auf natürlichem Wege nicht geht, dann nicht. Dachte, jetzt kümmere ich mich nur noch um mich. Dann ist es passiert. Ich glaubte zuerst, ich sei in den Wechseljahren. Ich hatte Angst und deshalb viele Untersuchungen machen lassen. Langsam kam die Freude. Ich konnte es erst gar nicht glauben, in dem Alter noch Mutter zu werden. Habe es als Himmels- und Gottesgeschenk gesehen. Und mir gesagt: Ok, das ist jetzt meine Aufgabe - und die nehme ich an. Aus der Liebe heraus. Aber ehrlich gesagt: Es ist der schwerste Job meines Lebens. Du denkst nur an das Hier und Jetzt.

 

Blicken wir trotzdem mal nach vorn: Wo möchtest du in zehn Jahren mit Emmi sein? Sie ist dann 14 und du bist 61 Jahre alt.

Es liegen dann hoffentlich noch 30 Jahre eines spannenden Lebens vor mir und Emmi ist aus dem Gröbsten raus. Ich hoffe, sie entwickelt sich zu einer offenen kleinen Persönlichkeit, mit der ich nicht allzu viele Reibereien habe. Ich erhoffe mir auch, dass ich durch Emmi länger jung bleibe. Mitbekomme, welche Musik dann „in“ ist und bin gespannt, wie die Jugend später so tickt. Ich gehe dann zum „FaltenROCK“ und Emmi in den Club. Ich fände es toll, wenn sie eine Mischung würde aus Ronja Räubertochter, Pippi Langstrumpf und einem Mädchen, das schon viel von der Welt gesehen hat. Das Kosmopolitische durfte auch ich als Kind erleben, da mein Vater beruflich viele Einsatzorte im Ausland hatte.

 

Zurück ins Hier und jetzt: Du bist Halbfranzösin und erziehst deine Tochter zweisprachig. Was bedeutet das?

Es ist eine viel natürlichere Art, eine Sprache zu erlernen. Mit der Sprache möchte ich ihr auch ein wenig französische Kultur vermitteln. In Frankreich wird alles ausprobiert. Einfach mal etwas wagen...

 

...und mutig sein?

Ja, Mut ist wichtig. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Mutig sein heißt für mich, Dinge zu tun, die ich für richtig halte und immer auf die innere Stimme zu hören. Unabhängig davon, was die anderen denken. Auch wenn man damit ein Risiko eingeht, zu scheitern, anzuecken oder erstmal Nachteile entstehen.

 

Wie mutig ist es, mit 47 Jahren Mutter zu werden?

Sehr mutig. Es dreht dein Leben radikal. Häufig bin ich mit dieser Entscheidung auf Unverständnis getroffen und musste mich rechtfertigen. Auch unter Freunden. Es ist nicht einfach, war aber 100 Prozent richtig. Und manchmal komme ich an meine Grenzen. Dann ist es zum Beispiel auch mutig zu sagen: Ich beantrage eine Kur. Und kämpfe notfalls dafür. Damit es meinem Kind und mir gutgeht. Ich habe es gemacht. Und dafür vor fremden Menschen meine Seele geöffnet und über meine Herausforderungen, Ängste und Sorgen gesprochen. Das ist eine andere Art von Mut. Mit dem Ziel, das Beste für meine Tochter und mich zu erreichen.

 

Was ist anders, wenn man mit Ende 40 Mutter wird?

Ich bin ja nicht nur spät Mutter geworden, sondern auch noch alleinerziehend. Klar, hätte ich manchmal das Bedürfnis, auch mal auszubrechen. Es ist normal, dass man sagt: Ich kann nicht mehr. Bei mir ist es aber nicht mehr so ausgeprägt. Ich bin gesattelt. Habe alle Partys gefeiert, die ich wollte. Viel von der Welt gesehen. Madagaskar, Australien, Vietnam, ein Sabbatical in Afrika gemacht. Diese Lebenserfahrung kann und möchte ich nun in die Erziehung meiner Tochter einbringen. Und ihr die Welt zeigen, die ich kennenlernen durfte.

 

Wo würde es als erstes mit Emmi hingehen?

Ich habe ihr ja Afrika so schmackhaft gemacht. Weil ich selber eine Passion für das Land habe. Die Natur, die Düfte, die Tiere. Ich erzähle ihr viel davon. Sie saugt es richtig auf und möchte unbedingt mit mir dort hin. Mal schauen, ob wir das realisieren können.

 

Wie profitiert Emmi von deiner Lebenserfahrung?

Mein Leben ist gelebtes Leben. Ich gebe keine Theorie weiter, sondern versuche ihr schon, meine Werte zu vermitteln.

 

 

 

Welche Werte sind das?

Umgang mit Ressourcen. Umgang mit Menschen. Ich will sie nicht überfrachten, doch ihr eine Verantwortung für die Umwelt jetzt schon zu vermitteln.

 

Wie merkst du, dass es fruchtet?

Indem sie zu ihrem Vater sagt: ‘Papa, wir müssen Wasser sparen! Papa, wir dürfen keine Strohhalme nehmen, die landen im Meer.‘ Das erzählt er mir und ich freue mich dann.

 

Welches sind die drei wichtigsten Werte, die du ihr vermittelst?

Empathie, Mitmenschlichkeit, Naturverbundenheit.

 

Wenn du einmal einen ganzen Tag mit Emmi hast, wie verläuft er?

Wir wachen früh auf. Dann wird gefrühstückt. Geht sie nicht in die Kita, dann geht’s raus. Gern auf den Spielplatz. Ich rutsche dann immer mit. Das ist einfach noch das Kind in mir. So manche junge Mütter gucken mich dann komisch an. Die sind da nicht so in Aktion.

 

Wie ernährt ihr euch?

Ich versuche, immer frisch zu kochen. Ab und zu mal Süßigkeiten.

 

Und was passiert abends?

Von 17 Uhr an leben wir feste Rituale. Dann gehe ich auch nicht ans Telefon. Das wissen mittlerweile Freunde und Familie. Abendbrot, Baden, Spielen, Geschichte vorlesen, gemeinsames Kuscheln im Bett. Ich singe Emmi in den Schlaf. Manchmal schlafe ich gleich mit ein, weil ich so kaputt bin vom Tag. Haben wir den komplett zusammen verbracht, bin ich schon ganz schön fertig.

 

Wie wichtig sind Rituale in eurem Leben?

Sehr wichtig. Weil Emmi dadurch eine Struktur bekommt. Struktur gibt auch Halt.

 

Wie gut ist Emmis Verhältnis zu ihrem Vater?

Sie ist jetzt in einem Alter, in dem sie fordert. Er ist zum Glück ähnlich. Offen und kindlich. Geht mit ihr gern in die Indoorspielplätze. Dann rutschen und schaukeln sie gemeinsam. Das Verhältnis zwischen den beiden ist sehr gut. Er ist ein lockerer bäriger Typ, der auf Menschen zugeht. Überhäuft sie mit Liebe. Verteidigt sie. Ist auch ein wenig ihr Bodyguard (lacht). Das genießt Emmi.

                                                                                                                                                                                    Franziska und ich sind

                                                                                                                                                                                    seit mehr als 15 Jahren befreundet.

Wovon träumst du?

Gesund zu bleiben. Auf dem Land zu leben. Gern mit einem neuen Partner. Der auch meine Tochter liebgewinnt und ihr die so wichtigen männlichen Werte vermittelt.

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